Unser langjähriger Mattseer Postpartner, Wolfgang Rosner, ging am 1.7.2022 in die wohlverdiente Pension. Seit 9 Jahren ist er in Mattsee für die Post tätig. Seine Ehefrau Bernadette unterstützte ihn tatkräftig mit freundlichem Charme.
2016 übernahm Wolfgang als selbstständiger Postpartner und erhielt kürzlich eine Auszeichnung der Post für die gute Zusammenarbeit. Vor allem der Kontakt mit den Menschen, ihre Dankbarkeit und alles, was zurückkam, schätzte Wolfgang sehr. Es gefiel ihm, Menschen zu helfen. So haben sie sich als Ehepaar für die Kinderkrebshilfe am Adventmarkt im Stiftskeller eingesetzt und auch vermehrt in letzter Zeit für "Ema" im Postshop gesammelt.
Vielen Menschen konnte auch im Alltag geholfen werden, wenn sie mit Anliegen kamen, die manchmal gar nichts mit dem Postdienst zu tun hatten. Ihr Vertrauen hat sie ermutigt. Kunden haben mancherlei Auskünfte über den Ort erhalten, wenn sie etwas suchten oder so von anderen Gewerbebetrieben und ihren Angeboten erfuhren.
Wolfgang hatte eine gute Hand für sinnvolle Ideen, um Direktvermarktern Verkäufe zu ermöglichen. Das sogenannte Mattsee-Kisterl war für Selbstgemachtes, ausgezeichneten Honig von Aug, charitativem Olivenöl, Kunsthandwerk wie Holzohrringe, Kuscheltiere und gestrickte Puppenkleider. Derart künstlerische und kunsthandwerkliche Waren wurden in vermieteten Kisterln im Geschenkartikelladen provisionsfrei verkauft. Textilien wie T-Shirts und Sweaters wurden von den geschützten Werkstätten mit dem Mattsee-Logo bedruckt. Wolfgang erläutert dazu: "Menschen mit Behinderung werden dort fair bezahlt. Ich habe mich vor Ort bedankt bei den Arbeitern. Das hat sie sichtlich bewegt. Ich wollte ihnen persönlich sagen, wie sehr ich es geschätzt habe, wie genau und ernsthaft sie an den Mattsee-Pullovern arbeiten."
Diese beiden Ideen sollen fortgeführt werden.
Johanna Birgmann ist seine neue Nachfolgerin. Die Öffnungszeiten bleiben erhalten, gleich wie zuvor Mo-Fr. 8:30 - 12:30 und 14:30 - 17:00 Uhr. Die Postabholung ist auch weiterhin um 15:45 Uhr.
Was werdet ihr am meisten vermissen?
Ehepaar Rosner: "Am meisten werden wir die Leute vermissen, das Herzliche, die Dankbarkeit. Viele Menschen haben sich herzlich verabschiedet, das war sehr nett. Wenn man weiß, für was man alles tut, dass man Menschen helfen und glücklich machen kann, dann ergibt alles einen tieferen Sinn. Auch wenn es vielleicht Probleme im Postgewerbe gibt, haben wir uns immer sehr gefreut, als Menschen darüber berichteten, wie ihr Paket gut angekommen ist, auch Mal nach Übersee bis in die USA oder bis nach Japan. Aber die Freude der Menschen werden wir am meisten vermissen."
Wolfgang pflegte im Geschäft humorvolle Sprüche. Nur einmal hat es ihm die Sprache verschlagen. Das war, als sein Geschäftslokal vom Mietpreis her fast verdoppelt wurde. Er hat sich ans Ortsmarketing um Hilfe gewandt.
"Bei der neuen Lokalsuche, war das Ortsmarketing sehr hilfreich. Einmal standen wir kurz vor der Schließung, wegen einer hohen Mietpreiserhöhung. Das Ortsmarketing hat uns ein neues Lokal in der Strobelpassage empfohlen und mit dem Vermieter Kontakt aufgenommen. Vom Preis und vom Bedarf her war es ideal und hatte damals unser wirtschaftliches Überleben als Gewerbebetrieb gesichert. Das neue Geschäftslokal hatte einen Privat- und Lagerbereich sowie attraktive Schaufenster."
Dem Wirtschaftsstandort würde Wolfgang empfehlen, dass viele kleine Maßnahmen einander bereichern können, sowie er es mit dem Mattsee-Kisterl und den Mattsee-Produkten tat.
"Z.B. könnte im Bereich der gegenseitigen Weiterempfehlung viel Positives geschehen. Produkte von anderen könnten auch im eigenen Laden vorgestellt werden. Visitenkarten von anderen Unternehmen könnten gezielt weitergegeben werden. Ziel sollte sein, dass die Kund:innen von auswärts die Vielfalt unseres Branchenmixes am Ort kennen lernen. Bewusstsein kann hierfür gestärkt werden, dass wir in Mattsee fast alles haben, was man zum Leben braucht, vom Haushaltswarenhändler, Optiker, Apotheke, Kleidergeschäfte, Banken und vieles mehr. Fahr nicht fort, sondern kauf am Ort, war auch immer unser Motto. Wünschenswert wäre auch, wenn sich die Gastronomie untereinander abstimmt und unterschiedliche Ruhetage und Schließzeiten festlegt." so Wolfgang als Tipp für die Zukunft.
Wolfgangs Gewerbeschein wurde erstmals 1988 gelöst. Damals war es Direktvertrieb und später mit der neuen Gewerbeordnung "Handel mit Textilen".
"Heute ist Schluss damit" verkündigt Wolfgang nicht ganz ohne Stolz, denn gestern erst habe er die Wirtschaftskammer darüber informiert, dass es sein letzter Arbeitstag war.
Und wie geht es nun weiter? Bernadette berichtet: "In der Pension werden wir den Sommer in Mattsee genießen und danach Österreich anschauen. Im Herbst geht´s in die Steiermark. Das Auto wurde mit Selbstanbau fürs Camping vorbereitet. Wolfgang interessiert auch die Nord- und Ostsee zu bereisen."